Zum Begriff „Dreieinigkeit“ oder „Trinität“ zitiere ich hier einfach mal den sehr informativen Wikipedia-Artikel, zu finden unter de.wikipedia.org/wiki/Trinität:

„Die christliche Trinitätslehre wurde seit Tertullian durch verschiedene Theologen, wie besonders Basilius der Große, und Synoden zwischen 325 (Erstes Konzil von Nicäa) und 675 (Synode von Toledo) entwickelt. Die beiden konträren Hauptrichtungen waren dabei die Ein-Hypostasen-Anschauung und die Drei-Hypostasen-Anschauung. Zu Beginn des arianischen Streits im Jahr 318 vertrat der Presbyter Arius aus Alexandria die Auffassung der drei Hypostasen Gott, Logos und Heiliger Geist, Logos und Heiliger Geist in Subordination, der Logos-Sohn galt ihm als geschaffen sowie mit einem Anfang und daher nicht als wahrer Gott. Die ebenfalls aus Alexandria kommenden Bischöfe Alexander und später Athanasius vertraten im Unterschied dazu die Auffassung von einer Hypostase mit Gott, Logos und Heiliger Geist (mit Gleichrangigkeit von Vater und Sohn), so dass Logos-Sohn bzw. Christus zugleich als wahrer Gott zählte, welcher die Menschheit durch sein Werk erlösen konnte. Später ging es auch um die Stellung des Heiligen Geistes. Nachdem während des 4. Jahrhunderts im Christentum des östlichen Teils des Römischen Reiches die Drei-Hypostasen-Position zeitweilig dominierte, im westlichen Teil dagegen die Ein-Hypostasen-Position, entwickelte sich bis zum ersten Konzil von Konstantinopel (381) bzw. Konzil von Chalcedon (451) eine neue Kompromissformel beim Glaubensbekenntnis mit drei gleichrangigen Hypostasen Gott-Vater, Gott-Sohn Jesus Christus sowie Heiliger Geist aus dem gemeinsamen göttlichen Wesen. Heute befinden sich Antitrinitarier und Unitarier in der Minderheit.“

Die Trinitätslehre ist also keine urchristliche Lehre – sie kam erst im 4. bzw. 5. Jahrhundert auf.

Als ich noch gläubig war, war für mich selbstverständlich, dass die Bibel frei von Widersprüchen ist, dass die Geschichtsschreibung in der Bibel akkurat ist, und dass das Volk Gottes stets einen monotheistischen Glauben pflegte. Dass die Bibel konsequent eine monotheistische Gottheit lehrt, kann der Realität nicht standhalten. Reste von einem – im Umfeld des mesopotamischen Raums der Bronze- und Eisenzeit verbreiteten – Polytheismus finden sich überall im Alten Testament, angefangen in beiden Schöpfungserzählungen, dem Turmbau zu Babel, der Segnungsszene mit Melchisedek, der Opferszene von Abraham und Isaak, in der gesamten Exodus-Geschichte. Im Psalter und einigen Prophetenbüchern.

Betrachten wir nun einmal die oben angegebenen Bibelstellen einzeln für sich:

Nur wenn man die Bibel als isoliert von anderen Schriften betrachtet, also frei von sämtlichen kulturellen Einflüssen von außen, mag man den Schöpfungserzählung aus Gen. 1-2,4 als Hinweis für eine Dreieinigkeit ansehen. Das hebräische Wort „elohim“ (plural) wird im Deutschen hier konsistent mit „Gott“ (singular) wiedergegeben.

Vergleicht man aber den biblischen Text z.B. mit dem Epos von Atraḥasis (verfasst um 1800 BCE, überarbeitet vom babylonischen Schreiber Nur-Ajja während der Regentschaft des Ammi-saduqa zwischen 1647-1626 BCE, also weit vor der Entstehung der frühesten biblischen Schriften), so werden deutliche Parallelen auffallen.

Der drei Tontafeln umfassende Text im Überblick:

  • Niedere Götter müssen harte Fronarbeit leisten und beginnen, sich zu beklagen.

  • Die niederen Götter starten eine Revolte.

  • Sie verhandeln mit den höheren Göttern.

  • Sie schlagen vor, Menschen zu erschaffen, um die niederen Götter zu entlasten.

  • Die Schöpfung des Menschen.

  • Der Mensch ist zu laut; darüber beschweren sich die Götter.

  • Der höchste Gott Enlil beschließt, die Menschheit durch eine Große Flut auszulöschen.

  • Ein Mensch mit Namen Atrahasis wird in einem Traum gewarnt.

  • Enki (ein Gott, der im ständigen Streit mit Enlil steht) deutet Atrahasis seinen Traum und verrät dadurch Enlil’s Plan.

  • Der Bau der Arche.

  • Die Arche wird bestiegen und Abfahrt.

  • Die Große Flut.

  • Die Götter sind hungrig, weil keine Bauern mehr da sind, die den Göttern Opfer darbringen; deshalb beschließen sie, Atrahasis zu verschonen, obwohl er ein Rebell ist.

  • Um den Lärm zu begrenzen, beschließen die Götter (schmerzhafte) Geburt, Säuglingssterblichkeit und Ehelosigkeit.

Dieses Epos ist nicht der einzige Hinweis auf einen polytheistischen Ursprung des biblischen Gottes. Ein weiterer findet sich beispielsweise in Gen 14 (warum gibt Abraham dem Melchisedek, Priester des El Elyon (der Höchste El; diesen Gott findet man auch als oberste Gottheit in vielen heidnischen Schriften wie beispielsweise dem Baal-Zyklus), den Zehnten? Und wo kommt dieser Melchisedek eigentlich her?); Gen 25, 12-16 gibt als Söhne Ismaels u.a. Hadad an. Hadad ist ein anderer Name für Ba’al, gegen den das AT so vehement wettert.

Deut. 6 ist eines jener Kapitel im Pentateuch, das die Israeliten auf YHWH als den einen Gott Israels einschwören soll. Gott ist einer – im Gegensatz zu den vielen Göttern der umliegenden Völker. Diese Stelle darf man also nicht als Hinweis auf eine Dreieinigkeit missverstehen, sondern hier stellt YHWH klar, dass er derjenige ist, der Israel aus Ägypten befreit hat. Während der Wüstenwanderung (40 Jahre) kam es immer wieder zum Götzendienst. Das prominenteste Beispiel ist Ex 32 mit dem goldenen Kalb:

Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge herabkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns Götter (Elohim), die vor uns hergehen! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat. Aaron sprach zu ihnen: Reißt ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. Da riss alles Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und formte das Gold und machte ein gegossenes Kalb (Eine Darstellung des El). Und sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben! Als das Aaron sah, baute er einen Altar vor ihm und ließ ausrufen und sprach: Morgen ist des Herrn Fest. Und sie standen früh am Morgen auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzte sich das Volk, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben.“ (Ex 32, 1-6; Luther 2017)

Das Wort, das hier mit „Götter“ (plural) korrekt übersetzt ist, ist das selbe Wort, das in Gen 1 mit „Gott“ (singular) übersetzt ist, nämlich „elohim“ (Pluralform von „El“). Dazu kommt, dass der Gott El häufig als Stier dargestellt wird.

Meiner Meinung nach zielt Deut 6,4 also gegen einen unter Israeliten immer noch weit verbreiteten Polytheismus und darf nicht als Hinweis auf einen dreieinigen Gott missverstanden werden.

Jes 6 schildert eine Vision des Jesaja, in der er vor dem Thron des Adonay zum Propheten berufen wird. Die Szene beginnt mit der Beschreibung des Thron-Saales: „In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich Adonay sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie.“ (Jes 6, 1-2)

Adonay – das Wort wird in der Regel mit Herr (gesperrt gedruckt) wiedergegeben – ist also nicht allein im Thronsaal. Da sind noch Serafim, also Engelwesen mit je 3 Paar Flügeln.

Wenn also Adonay in Vers 8 fragt: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“ (Hervorhebung von mir), so ist es möglich, dass der Plural „unser“ die Serafim mit einbezieht – oder es ist der Pluralis Majestatis, das königliche „wir“. Wenn also die Stelle ein Hinweis auf die Dreieinigkeit ist, ist sie ein sehr schwacher Hinweis.

Mit „Adonay“ versuchen die Autoren der späteren Schriften im AT, die Spuren eines Polytheismus, wie er in den „Geschichtsbüchern“ des Pentateuch bis Nehemia und dem Psalter vorhanden ist – vornehmlich mit El Elyon und YHWH – auszumerzen dadurch, dass sie einen neuen Namen einführen, nämlich „Adonay“ = Herr.

Gehen wir nun ins Neue Testament. Mt 28, 19 ist Teil des Missionsbefehls (Verse 16-20). Bezüglich der Evangelien ist heute die allgemeine Lehrmeinung, dass sie anonym verfasst sind, die Autoren also unbekannt sind. Man nimmt an, dass das Evangelium nach Matthäus zwischen 80 und 90 unserer Zeitrechnung abgefasst wurde, in jedem Fall aber nach dem Markus-Evangelium. Geht man von einer Lebenserwartung zu damaliger Zeit von ca. 48 Jahren aus, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich hier um einen Augenzeugenbericht handelt geschweige denn einem Wortprotokoll handelt, zumal eine der zugrunde liegenden Quellen das Evangelium nach Markus ist, welches auch nicht von einem Augenzeugen verfasst wurde. Und warum sollte ein Augenzeuge von einem Nicht-Augenzeugen abschreiben? Klar steht hier etwas von „Vater, Sohn und Heiliger Geist“, aber können wir wirklich sicher sein, dass das Worte Jesu sind? Ich jedenfalls zweifle dies an.

Bezüglich des Johannes-Evangeliums herrscht die mehrheitliche Auffassung, dass es erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasst wurde, ebenfalls anonym. Allgemein wird von einem Zeitraum zwischen 80 und 100 für die Abfassung ausgegangen. In Joh 3,16 spricht der Protagonist Jesus: „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt,…“ (Hoffnung für alle). Der Gott, der die Welt also so sehr liebt, hat laut Altem Testament die Welt erschaffen, nur um sie nur wenige Kapitel später wieder komplett zu zerstören (Gen 6-9), mehrmals Genozid angeordnet oder unterstützt, Menschen durch Plagen umkommen lassen – auch unter den Israeliten, die Exodus-Geschichte (Ex bis Deut) ist voll davon! Ein liebender Gott lässt sich darin beim besten Willen nicht erkennen. Natürlich werden Christen jetzt argumentieren, dass Gott im Neuen Testament einen neuen Bund mit den Menschen geschlossen hat, aber das stünde ja im Gegensatz zu der Lehre, dass Gott sich nicht ändert.

2 Kor 1,21–22: „Der uns aber mit euch festigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt und die Anzahlung des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.“ (Elberfelder Bibel 2006)

Dass das Wort Christus „der Gesalbte“ bedeutet und synonym zu „Messias“ ist, muss ich, denke ich, nicht mehr vorne weg schicken; das Wort, welches hier mit „gesalbt“ übersetzt wird, ist „chrisas“. Also nochmal der Text: „Der uns aber festigt (kann auch mit „etabliert“ übersetzt werden) im Gesalbten und uns gesalbt hat, ist Gott….“ Laut diesem Text hat Gott uns mit dem Gesalbten auf eine Stufe gestellt. Nun ist der Mensch nicht Gott. Mit Gott auf einer Stufe zu stehen, wäre für Menschen Blasphemie. Also ist dieser Christus nicht Gott. Ebenso der Heilige Geist: Er kann als Pfand gegeben werden. Unter einem Pfand versteht man ein wertvolles Gut, eine Sache, die man zurück gibt/bekommt, wenn ein Versprechen/Vertrag erfüllt wird. Und eine Sache zu vergöttern wäre Götzendienst. Der Geist – hier auch nicht als „Heiliger Geist“ bezeichnet – ist in dieser Stelle also ebenfalls nicht Gott.

Was aber in der vorliegenden Stelle auffällt ist,dass Paulus zwischen „uns“ und „euch“ unterscheidet. „Wir“ scheint Paulus und Timotheus zu meinen, während „ihr“ die Adressaten des Briefes bezeichnet.

2 Kor 13,13: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Eph 4,4–6: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.

1 Ptr 1,2: nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!

„Es ist ein Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei in Einheit verbunden, von Ewigkeit her. Gott ist unsterblich, allmächtig und allwissend; er steht über allem und ist allgegenwärtig. Er ist unendlich und jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft. Dennoch kann er erkannt werden, weil er sich selbst offenbart hat. Diesem Gott, der die Liebe ist, gebührt Ehre, Anbetung und der Dienst der ganzen Schöpfung in alle Ewigkeit.

Gen. 1,26: Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

Deut. 6,4: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer.

Jes. 6,8: Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!

Mt 28,19: Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

Joh 3,16: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

2 Kor 1,21–22: Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.

2 Kor 13,13: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Eph 4,4–6: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.

1 Ptr 1,2: nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!“

(Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 2)