„Er ist gerecht und heilig, barmherzig und gnädig, langmütig und reich an beständiger Liebe und Treue.“ Außer, dass YHWH – um den geht es hier doch? – von sich selbst sagt (Ex 20,5): „Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen.“ Er bringt Plagen nicht nur über die Ägypter, die Moabiter, Ammoniter etc., sondern auch und vor allem über sein eigenes Volk (z.B. Num 11,33 ff; 14, 12.37 16, 31-35 Jos 7,1 etc.), ordnet Genozid an (Jos 8; Ri 4 etc.)

„Der Sohn und der Heilige Geist besitzen die gleichen Eigenschaften und dieselbe Macht wie der Vater.“ Oder: Wie man mit einem Satz sein gesamtes Lehrgebäude einstürzen lassen kann. Wenn „der Sohn“ und der „Heilige Geist“ die selben Eigenschaften und Fähigkeiten, also Allmacht, Allgegenwart, wie der Vater haben, dann verstehe ich nicht, wie so ein Konstrukt wie die Dreieinigkeit überhaupt nötig ist, man könnte auf „den Sohn“ und den „Heiligen Geist verzichten. Es würde keinen Unterschied machen.

Dabei ist „der Vater“ – mit diesem Ausdruck ist sicherlich der Gott des Alten Testaments gemeint – in sich schon nicht einmal konsistent. Der gute Christ weiß heute, dass der Gott des AT „YHWH“ oder ausgeschrieben „Jahweh“ heißt. Das ist zumindest teilweise auch richtig. In Ex 3,14f nennt der Gott dem Mose seinen Namen: „Gott (Elohim) sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. Und Gott (Elohim) sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr (YHWH), der Gott (Elohe, ebenfalls Pluralform) eurer Väter, der Gott (Elohe) Abrahams, der Gott (Elohe) Isaaks, der Gott Jakobs (Elohe), hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.“, nur um in Ex 6,2f zu verdeutlichen: „Und Gott (Elohim) redete mit Mose und sprach zu ihm: Ich bin der Herr (YHWH) und bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott (El Shaddai, wörtlich: Der höchste El oder El vom Berg), aber mit meinem Namen »Herr« (YHWH) habe ich mich ihnen nicht offenbart.“ (Gottesnamen in Klammern von mir hinzugefügt)

Bis spät ins 20. Jahrhundert ist man davon ausgegangen, dass das Wort „El“ einfach nur allgemein „Gott“ bedeutet. Dann hat man Keilschrifttafeln gefunden, ganze Bibliotheken voll. Es stellte sich heraus, dass El, oft mit dem Beinamen „Elyon“ (ugarit) bzw. „Shaddai“ (hebräisch) der höchste Gott in einem Pantheon – hier nicht im Sinne des Tempelbauwerks in Rom gebraucht, sondern im ursprünglichen Sinne als „Rat der Götter“ – von vielen Göttern war. Diese prä-hellenistische Götterfamilie hatte El als Vater und Aschera als Mutter einer Vielzahl von Göttern. Da wäre Ba’al Hadad mit seiner Zwillingsschwester Anath, auch als „die Jungfrau“ bezeichnet, Mavet, Gott des Sheol (das ist die Unterwelt oder die Welt der Toten), Shahar und Shalim sind die Götter des Sonnenauf- bzw. -untergangs. Shapash ist das „Licht der Götter“, also der Sonnengott. Und so weiter.

Sind nun El und YHWH zwei Götter oder doch nur ein Gott? Ein Hinweis findet sich in den Schriften, die in Qumran gefunden wurden. Ein dort gefundenes Fragmentmit der Bezeichnung 4QDeutJ, manchmal auch als 4Q37, welches auf ca. 50 in unserer Zeitrechnung datiert wird, gibt eine vom masoretischen Text abweichende Lesart von Deut 32 wieder. In der Lutherbibel lauten hier zunächst der Vers 8:

„8 Als der Höchste (Elyon, hier ohne „El“) den Völkern Land zuteilte und der Menschen Kinder voneinander schied, da setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Söhne Israels.“

Nach 4QDeutJ liest sich der selbe Vers so:

„Als Elyon die Nationen festlegte; als er die Söhne Adams aufteilte, da setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Söhne Gottes.“ (Übersetzung von mir)

Hier verteilt ein höchster Gott die Länder der Erde bzw. die Menschen unter niederrangigen Göttern. Die „Söhne Gottes“ sind hier alle mit YHWH gleichrangigen Götter.

Hier ergibt auch der Vers 9 mehr Sinn, der lautet nach 4QDeutJ:

„Denn YHWH’s Teil ist sein Volk Jakob, das Gebiet seines ererbten Eigentums.“

Hier haben wir einen Beleg für das, was geschah bevor YHWH das Oberhaupt des Göttlichen Rats wurde. Auch wird hier klar zwischen El Elyon und YHWH unterschieden. YHWH bekommt von El Elyon das Volk Israel zugeteilt als lokale Gottheit.

Lokale Gottheiten nennt der Pentateuch mehrere, z.B. Ba’al Peor (nicht zu verwechseln mit Ba’al Hadad) oder Kemosch in Moab, um nur wenige zu nennen. YHWH scheint im Ursprung auch nur eine kanaanitische lokale Wetter- und Kriegsgottheit gewesen zu sein, und keineswegs allmächtig und fern von allgegenwärtig.

 

„Gott, der ewige Vater, ist Schöpfer, Ursprung, Erhalter und Herr alles Geschaffenen. Er ist gerecht und heilig, barmherzig und gnädig, langmütig und reich an beständiger Liebe und Treue. Der Sohn und der Heilige Geist besitzen die gleichen Eigenschaften und dieselbe Macht wie der Vater.

Gen 1,1: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Deut 4,35: Du hast es sehen können, auf dass du wissest, dass der Herr allein Gott ist und sonst keiner.

Ps 110,1.4: Ein Psalm Davids.
Der Herr sprach zu meinem Herrn: /

»Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.«

4 Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen:

»Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.«

Joh 3,16: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Joh 14,9: Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?

1 Kor 15,28: Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allem.

1 Tim 1,17: Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

1 Joh 4,8: Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.

Offb 4,11: Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen.“

(Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 3)